FREIBURG - Irodion
Wenn man sich auf Empfehlungen verlässt, kann man ziemlich verlassen sein. Diese Erfahrung mussten Markus, ich und unsere Mädels leider in Freiburg machen. Auf Anraten einer Bekannten beschlossen wir, unseren Frühjahrsshopping-Tag in Freiburg mit einem leckeren griechischen Abendessen zu beschließen. Das „Irodion“ sollte es sein. Das Essen wäre lecker und das Restaurant insgesamt zu empfehlen. Der Hunger trieb uns bereits um 17:15 vor die Türen des „Irodion“ wo wir, in Gesellschaft einiger anderer Gäste noch auf die Öffnung um 17.30 Uhr warten mussten. Der hohe Andrang schon gleich zur Öffnungszeit machte uns Hoffnung, hier wirklich auf einen kleinen, wenn auch nicht unbekannten kulinarischen Schatz gestoßen zu sein. Leider schienen die mindestens fünf Kellner und Kellnerinnen selbst mit dem Ansturm überfordert zu sein, denn von Anfang an herrschte Chaos. Wir hatten reserviert und bekamen schließlich, nachdem man festgestellt hatte, dass die insgesamt ca. fünfzehn Wartenden zu verschiedenen Gruppen gehörten, auch unseren Tisch zugewiesen. Die Getränkekarte wurde umgehend gebracht, der Ouzo, der bereits an anderen Tischen ausgegeben wurde, blieb uns aber vorenthalten.
Nun ja, wir sind ja schließlich zum Essen da. Ouzo haben wir auch zuhause. Die Karte las sich gut, wenn auch keine Überraschungen in der Zusammenstellung oder Rezeptur zu ahnen waren. Und da Einkaufen bekanntlich Hunger macht, bestellten wir reichlich. Schafskäse in Alufolie gebacken, Schafskäse kalt, zweimal Tzaziki, einmal Auberginensalat und einmal die klassischen gegrillten Peperoni mit Knoblauch. Richtig. Wer zählen kann rechnet sich leicht aus, dass hier sechs Vorspeisen für vier hungrige Mäuler bestellt wurden. Die Vorspeisen kamen prompt und waren sehr ansprechend angerichtet. Die Bilder beweisen es. So stieg auch die Vorfreude auf die Hauptgerichte.
Brot, das mit den Vorspeisen aufgebraucht wurde, wurde mit dem Servieren der Beilagensalate unaufgefordert nachgefüllt und auch der von Markus reklamierte Ouzo wurde prompt versprochen, jedoch nicht serviert. Mit dem Salat ging es dann leider auch mit den Enttäuschungen weiter. Mein Mädel hatte besonderes Pech. Zu ihrem bestellten Putenspieß bekam sie einen anderen Beilagensalat serviert als Markus und ich zu Souvlaki mit Gyros und Leber. Mein Salat war frisch, das Dressing ein gewöhnliches Joghurt-Massenprodukt. So auch der von Markus. Das Dressing meines Mädels bestand aus Essig und Öl und war leider komplett versalzen, was sich besonders im unteren Drittel des Salattellers bemerkbar machte und somit dem Genuss ein schnelles Ende bereitete.
Naja. War ja nur der Salat. Leider ging es mit dem Hauptgericht, zumindest für mein Mädel, noch enttäuschender weiter. Der sehnsüchtig erwartete Putenspieß war nicht ordentlich durchgebraten, das Fleisch rund um den Metallspieß zum Teil noch roh. Mein Mädel hatte zu diesem Zeitpunkt genug vom Essen. Sie wollte das Fleisch nun auch nicht mehr nachgrillen lassen oder auf einen neuen Spieß warten. Sie hatte ein Stück halbrohes Fleisch verzehrt und somit war ihr schlecht. Mein Souvlaki war gut, aber absoluter Durchschnitt, sowohl in Zubereitung als auch in Grillstufe. Das Gyros stellenweise am Rand dunkelbraun bis schwarz. Auch Markus' Mädel ließ ihre Baby-Kalamaris bis auf wenige zurückgehen. Nach der dritten Reklamation bekamen wir schließlich den ausstehenden Ouzo. Bei vier Personen wurden uns auch vier Ouzo gereicht. Nun ist Markus' Mädel aber noch keine 18! Also wurde der bereits auf dem Tisch abgestellte Ouzo wieder zurückgenommen. Eine Einrede, nach dem Motto, jetzt steht er da, dann trinkt ihn halt ein anderer, wurde mit einem kurzen aber klaren „Nein“ abgetan. Einen nicht-alkoholischen Ersatz, wie in anderen Restaurants üblich, wurde nicht angeboten. Ich frage mich immer noch, was mit dem Ouzo geschehen ist, der bereits vor der Nase des Mädels stand. An einen anderen Gast hätte dieser jedenfalls nicht mehr weitergegeben werden dürfen. Beim Abräumen der Teller wurde dann auch nachgefragt, ob alles in Ordnung gewesen wäre. Ich verneinte und zeigte dem Kellner das halbrohe Fleisch. Daraufhin räumte dieser die Teller ab. Immerhin hatte er die Reklamation weitergegeben, denn kurz darauf erschien „unsere“ Bedienung am Tisch und hakte nach. Da waren Fleisch und somit auch die Corpi Delicti bereits im Müll. Was folgte war eine professionelle und sehr freundliche Entschuldigung mit einem Angebot an Desserts oder Kaffee als kleine Wiedergutmachung. Aber, wie gesagt, dem Mädel war schon schlecht. Ich verstehe, wenn gewisse Dinge schief laufen, wenn ein Restaurant bis auf den letzten Platz belegt ist. Allerdings sollten mindestens fünf Bedienungen plus Chef damit umgehen können. Was ich nicht verzeihen kann, ist halbrohes Geflügelfleisch. Zu kritisch ist dieses Fleisch, wenn es nicht komplett durchgegart ist. Im Restaurant war es laut und es herrschte eine durchgehende Hektik, die von den Angestellten auf mich als Gast übertragen wurde. Ich fühlte mich während des Essens komplett gestresst. Ein gemütliches Abendessen sieht für mich anders aus. Eine etwas breitere Bestuhlung und Aufstellung der Tische, dafür halt fünf oder zehn Personen im Restaurant weniger, wären hier eine Empfehlung, denn das „Irodion“ ist meiner Meinung nach ein sehr schönes Restaurant. Und wenn der Koch zehn Essen weniger zubereiten muss, kann er sich vielleicht sogar genug Zeit nehmen um das Fleisch auch durchzubraten.
Fazit: Geschmäcker sind verschieden, das ist unstreitbar. Was wir euch hier empfehlen, empfindet der eine oder andere vielleicht als Zumutung, auch wenn unsere bisherigen Feedbacks durchweg positiv waren. Aber guter Service und ordentliche Zubereitung sehen unserer Meinung nach anders aus als im „Irodion“ in Freiburg. Von uns gibt es hier keine Empfehlung.