Gyroslovers

Doris & Markus gehen griechisch essen



BELLHEIM - Rhodos

Man muss nicht immer in die Ferne schweifen, denn oft liegt das Gute ja so nah. Aber wenn man ein aufmerksamer Partner ist, dann merkt man, wenn die Partnerin dringend ein bisschen andere Luft schnuppern muss. Und da Markus nicht nur ein aufmerksamer, sondern gelinde gesagt DER aufmerksamste Partner ist, hieß es am Freitagabend für mich ganz spontan, ein paar Klamotten zusammen zu packen und am Samstagmorgen gut gelaunt zu ihm ins Auto zu steigen. Die Pfalz sollte es sein. Landau sollte es sein.
Das Hotel Villa Delange sollte es, denn dort hatten wir uns schon einmal sehr wohl gefühlt und eine herrliche kleine Auszeit nehmen können. Geplant waren ein paar entspannte Spaziergänge durch die winterlichen Weinberge, aber daraus wurde am Ende nichts, denn obwohl wir sonst vom Wettergott immer verwöhnt wurden, weinte dieses eine Mal der Himmel ein bisschen. Und wir sehen es ihm nach, denn schließlich brauchte ich diese kleine Auszeit um den Tod meiner Schwester erfassen zu können. Aber das Leben ist nun mal für die Lebenden da und der Tod für die Toten und da wir gedenken, noch eine Weile der erstgenannten Gruppe anzugehören beschlossen wir, statt einer Wanderung durch verregnete Weinberge, eine „Wanderung“ von beheizter Weinstube zu beheizter Weinstube verschiedener Winzereien vorzunehmen und kräftig auf die Liebe, das Leben und kostbare Erinnerungen anzustoßen. Der liebe Gott muss die Pfälzer entweder sehr lieb, oder einmal sehr große Schuldgefühle ihnen gegenüber gehabt haben, sonst hätte er diesen kleinen Streifen Deutschlands nicht mit den köstlichsten Weinen gesegnet, die die Erde hervorbringen kann. Im Ernst: Schluck für Schluck ist ein Genuss und man ahnt, um hier einmal in leicht philosophischem Ton zu bleiben, ein bisschen was von „ewigem Kreislauf“ und der „Göttlichkeit der Natur“, wie sie sonst Antoni Gaudi zu huldigen pflegte.
Die einzige Schwierigkeit an diesem Wochenende schien zu sein, ein griechisches Restaurant zu finden, das eklektisch in diesen Reigen aus Genüssen einzureihen sein würde. Wir entschieden uns für das „Rhodos“ in Bellheim. Einige andere Restaurants waren in der engeren Wahl, wurden aber auf spätere Zeitpunkte verschoben. Und ich muss sagen: Es war die einzig richtige Entscheidung. Das Rhodos war voll. Wir hatten nicht gebucht und daher wurden wir gleich darauf aufmerksam gemacht, dass wir nur knapp zwei Stunden hätten, bis unser Tisch für neue Gäste benötigt wurde. Aber zwei Stunden sind in der Regel mehr als ausreichend und so nahmen wir den Tisch dankend an. Die Bedienung war sehr freundlich, schnell und aufmerksam, obwohl wir innerhalb von knapp fünf Minuten drei verschiedene Kellner/-innen am Tisch hatten, die unsere flüssigen und festen Nahrungswünsche aufnahmen. Wir hatten, unabhängig voneinander, beim Betrachten der Online-Speisekarte beide bereits mit der Saloniki-Platte für zwei Personen geliebäugelt. Witzig eigentlich, da wir sonst gar nicht so großer Fan von Gemeinschafts-platten sind. Aber wenn es dann schon mal so ist, dann ziehen wir es auch durch.
Als Vorspeise gab es Tzatziki und Tirosalata, das uns auf zwei Tellern gebracht wurde.
Das Angebot die Teller zum Teilen in die Mitte zu stellen und zwei kleine Teller zu bringen lehnten wir dankend ab. Teilen können wir auch untereinander und wenn ein Restaurant eh voll ist muss man dem Personal nicht noch zusätzliche Arbeit machen. Aber wir fanden es sehr aufmerksam, dass uns das in dieser Situation überhaupt angeboten wurde.
Die Vorspeisen waren lecker. Und obwohl ich sonst gar kein Fan von Calamates-Oliven bin... hier hätte ich mich reinlegen können. Gott, waren die Dinger herrlich scharf. Für Markus zu scharf, für mich genau richtig. Das erste Mal, dass ich Tzatziki aß, um die Schärfe der Oliven abzumildern. Da habe ich so richtig zugelangt. Auch das Tirosalata war herrlich würzig, aber in der Schärfe sehr ausgewogen. Beide Vorspeisen hatten die perfekte Temperatur. Warm genug um cremig zu sein und kalt genug um nicht auf dem Teller davonzurennen. Der Salat präsentierte seine griechische Raffinesse erst auf den zweiten Blick, denn sowohl Krautsalat (weiß und rot) als auch Tzatziki verbargen sich unter normalem grünen Blattsalaten. Bohnen und Karotten rundeten den Salat ab.
Das Brot, das zu den Vorspeisen gereicht wurde, ungefähr eine dreiviertel Baguette-Stange, war frisch, knusprig und saftig und auch von der Portionsgröße her ausreichend.
Bis dahin waren wir schon sehr zufrieden. Obwohl viel los war, spürte man weder Stress noch Hektik und wir hatten zwischen den Gängen genug Zeit, um mit dem jeweiligen Gang auch abschließen zu können. Ich hasse es wirklich, wenn ich gerade mit dem Tzatziki anfangen konnte und der Kellner mir dann schon den Salat nachschiebt. Ganz übel wird es dann, wenn auch der Hauptgang mit seinem Teller auch noch Platz finden muss zwischen Salat und Vorspeise. Da habe ich fast schon gegessen. Hier aber hat man alles richtig gemacht. NACH dem Tzatziki kam der Salat und NACH dem Salat dann unsere Platte. UNSERE Platte. Die Empfehlung des Hauses. Die Saloniki-Platte. Leute!!! Das war wirklich eine Offenbarung. Der liebe Gott muss die Pfalz schon sehr, sehr lieb haben, dass er nicht nur den besten Wein, sondern auch noch einen der bisher besten Griechen dort ansiedeln lässt. Das Fleisch – frisch und zart, auf den Punkt gegart. Das Lamm, wie Butter, das Schweinesteak, wie Butter, der Fleischspieß (serviert ohne lästigen Spieß), wie Butter, die Pute, butterzart und das Bifteki, perfekt gewürzt und saftig gegrillt. Die Platte war heiß und zwar so heiß, dass es vor uns brutzelte und schmurgelte dass es eine wahre Pracht war, denn so stiegen einem auch während des Essens immer wieder frische Röstaromen in die Nase. Gereicht wurde das Ganze an einer frischen selbstgemachten Sauce Hollandaise, die mit ihrer leichten Säure die verschiedenen Fleischarten hervorragend miteinander verband. Die Pommes und Käsebratkartoffeln wurden leider von uns sehr stiefmütterlich behandelt, obwohl sie auch sehr lecker waren, aber mehr als ein „Probiererle“ war angesichts der großen Fleischmenge auf der Platte nicht drin. Mein Appell richtet sich an dieser Stelle mal nicht nur an die Liebhaber der griechischen Küche, sondern auch an so manchen Betreiber eines griechischen Restaurants und deren Köche: Fahrt mal in die Pfalz. Nach Bellheim. Und geht dort ins Rhodos. Denn dort sieht man, wie man es machen sollte, wenn man die Top-Liste der griechischen Restaurants in Deutschland anführen möchte.
BRAVO!